Regine Nahrwold am 1. August 2007
Ausstellung: Elisabeth von Thüringen
Mit dem Kanu die Saale runter, von Rudolstadt bis Naumburg, das war dieses Jahr mein Sommerurlaub. Thüringen ist schön: sooo grün, die Burgen und Schlösser unter knallblauem Himmel mit weißen Cumulus-Wolken oder unter dramatisch-düsteren Regenschauern. Anfangs auf der Wartburg und in Weimar, in den Ausstellungen „Elisabeth von Thüringen – eine europäische Heilige“ und „Ereignis Weimar – das Entstehen der Klassik 1757-1807„. Elisabeth sehr beeindruckend durch das, was von ihrem Leben überliefert ist. Kostbare Exponate, darunter viele Urkunden, Bücher, Textilien und archäologische Funde, präsentiert in den Räumen der Palas, sollten einen authentischen Eindruck ihrer Lebens-Zeit, des frühen 13. Jahrhunderts, geben. Das ist – über 8 Jahrhunderte hinweg – natürlich schwierig, zumal diese Objekte oft nur noch Fragment sind. Ausgestellt sind sie in holzumkleideten Vitrinen, deren bewusst schlichtes Design äußerst erlesen wirkt und schön mit dem Stein der mittelalterlichen Räume harmoniert; klimatisch umsorgt werden sie von Luftentfeuchtern, die wiederum nicht so gut ins Ambiente passen. Diese Originale dürften auf viele Besucher seltsam klein und blass wirken, verglichen mit all den sie umgebenden Reproduktionen, Surrogaten oder historisierenden Werken späterer Zeiten. Wieso noch das Rosenwunder auf einem italienischen Fresko aus dem frühen 14. Jhdts. (es ist zauberhaft!) anschauen, wenn Moritz von Schwind uns die Szene doch als liebliches Märchen viel näher bringt? Und die farbigen Mosaiken vom Beginn des 20. Jhdts. in der Elisabethkemenate funkeln ja so herrlich, da kommen die steinernen Adler der Kapitelle in der Palas einfach nicht mit! Und so verschmelzen geschichtliche Zeugnisse, Faktizität und Rezeptionsgeschichte mit Legende und Mythos, das Bild der Heiligen und die Wartburg mit ihren jeweiligen historischen Schichten zu einer seltsam „kultigen“ Melange, bis hin zu den Souvenirs im Museumsshop. Und doch – oder etwa deswegen? – ist darin noch etwas von der visionären Kraft dieser außergewöhnlichen Frau spürbar, die auf all ihre fürstlichen Privilegien verzichtete, um ihr Leben mit bedingungsloser Hingabe den Armen und Kranken zu widmen. Bemerkenswert auch, wie schnell der Kult sich nach der Heiligsprechung Elisabeths, nur zwei Jahre nach ihrem Tod, ausgebreitet hat. Offenbar traf da die Verehrung durch die Bevölkerung zusammen mit dem politischen Willen der mit Elisabeth verwandten Herrscherhäuser, den Kult zu etablieren.