Regine Nahrwold am 13. November 2007
Film: 21. Internationales Filmfest Braunschweig
England, Frankreich, Italien und Spanien, Kanada, Israel, China und Sibirien: Dort überall war ich in der letzten Woche. Wie ich das hingekriegt habe? Ganz einfach: mit einer Dauerkarte für das 21. Internationale Filmfest Braunschweig – das Highlight des Jahres! Einmal mehr weiß ich, warum das Medium Film (neben der Literatur) für mich immer wichtiger wird: weil ich Geschichten von Menschen sehen will, komische und traurige, schöne und schreckliche, Geschichten zum Mitfühlen, -lachen, -leben, -lieben, -leiden… Und so habe ich letzte Woche mitgefühlt, -gelitten (und oft auch gelacht) mit Vera und Pascha, deren Liebesdrama an den Ufern des Don, in der unendlichen Weite und Öde der sibirischen Steppe seinen Lauf nimmt (Euphoria). Mit Li Huong und Zhou Wei, die sich Ende der 80er Jahre an der Universität in Peking das erste Mal begegnen und für zwei Jahrzehnte nicht voneinander lassen können (Summer Palace). Mit Pauline und Stanislaus, die sich lieben, obwohl sie es nicht dürfen, weil sie eine Deutsche und er ein polnischer Zwangsarbeiter ist (Eine Liebe in Deutschland). Mit Grant, der zusehen muss, wie ihm seine alzheimerkranke Frau Fiona mehr und mehr entgleitet (An ihrer Seite). Mit Ruth, die durch Olgas Freundschaft Selbstvertrauen und Lebensmut findet, aus dem Schatten ihres Ehemannes heraustritt und dann doch abstürzt (Heller Wahn). Mit Accio und Manrico, die trotz gleicher Eltern unterschiedlicher nicht sein könnten, feindlichen politischen Lagern angehören und trotzdem dieselbe Frau lieben (My Brother is an only Child). Mit acht himmelblau uniformierten Mitgliedern eines kleinen ägyptischen Polizeiorchesters, das sich in ein israelisches Wüstenkaff verirrt und eine ganze Nacht im „Feindesland“ verbringen muss (Die Band von nebenan). Und mit César und Opo, Lolo und Mao, Raquel und Conchi, deren Wege sich rund um eine Bar in Barcelona immer wieder kreuzen, über und unter der Oberfläche… (Tapas)
Danke an alle Mitglieder des Braunschweiger Filmfests, dass Ihr mir solch eine Weltreise jedes Jahr wieder ermöglicht!