Regine Nahrwold am 26. März 2008
Aischylos‘ Perser: p-bar / Foto-Projekt
Inzwischen hat auch die „p-bar“ jeden zweiten Freitag Abend im Monat ihre Flügeltüren zwecks Getränkeausschank eröffnet. Sie bildet jedoch nur den Rahmen für den eigentlichen Zweck, die 500 Braunschweiger Perser mit Hintergrundwissen zu Aischylos, zum antiken Griechenland seiner Zeit, zu den Perserkriegen, zur Entstehung der Demokratie, zu Aufführungspraxis etc.pp. zu versorgen. Denn Claudia Bosse, die Regisseurin, möchte die Probenarbeit als eine Art Workshop verstanden wissen, mit Vorträgen, Diskussionen, Filmen und weiteren künstlerischen Aktionen. Dazu gehört auch das unter der Flagge des Sprengel Museums Hannover segelnde Projekt zweier Fotografen: des Ukrainers Boris Mikhailov, der mit dokumentarischen Aufnahmen von Randgestalten der kollabierenden UdSSR-Gesellschaft berühmt geworden ist, und des jungen Deutschen Sascha Weidner, der an der HBK Braunschweig bei Dörthe Eißfeldt studierte und als Fotograf eine eher subjektive Perspektive kultiviert. (Davon kann man sich zurzeit im Kunstverein Wolfenbüttel selbst ein Bild machen, denn dort ist bis zum 4. Mai seine Ausstellung „Bis es wehtut“ zu sehen.) Beide begleiten die Probenarbeit mit der Kamera , und von beiden wurden wir „Perser“ bereits ganz zu Anfang „inventarisiert“. (Mikhailov: Brustbild, streng frontal und im Profil, mit Namenszettel in der Hand; Weidner: eine extreme Aufsicht und eine sehr dichte Nahaufnahme des Gesichts). Aus diesem und weiterem Material sollen Plakate und ein Bildband zur Inszenierung entstehen.
Bei der letzten p-bar stand perser-oke auf dem Programm, eine Art Karaoke- nein, nicht -Singen, sondern -Sprechen. Gezeigt wurde der Film einer französischen Perser-Inszenierung von Jean Prat aus dem Jahr 1961, dessen pathetisches Deklamieren und historisierende Kostüme ziemliche Belustigung hervorriefen (so weit sind wir immerhin schon!). Das geneigte Publikum konnte an einer Lotterie teilnehmen. Wessen Name gezogen wurde, durfte/musste, aus dem Stand den Text vom Blatt lesend, simultan den Chor oder einen Schauspieler des Films synchronisieren, dem man den Ton abgedreht hatte – eine spielerische Auseinandersetzung mit Text und Sprechweise, kurios und amüsant.