Regine Nahrwold am 18. November 2008
Bärbel Moré: Findlinge. Objekt und Installation
Bilder aus der Ausstellung von Bärbel Moré im Kunstverein Wedemark in Bissendorf, die noch bis zum 23.11. zu sehen ist, sowie Auszüge aus meiner Rede zur Eröffnung am 26. 10. 2008:
Bärbel Moré ist an Stein-Findlingen wichtig, dass sie etwas mitteilen, etwa über ihren Herkunftsort und die Erdgeschichte; sie können gelesen werden wie eine Zeitung oder ein Buch. Aber – so betont sie – die bedruckte Seite Papier enthält Information, während in Steinen – genau wie in Märchen – Wissen gespeichert ist, vielleicht sogar Weisheit. Auf jeden Fall Jahrmillionen alte Gesetze der Natur, die unserem logisch-linearen Denken weit, weit überlegen sind. (…)
Stein-Findlinge sind alt, riesig, voluminös, wuchtig, schwer. Moré-Findlinge sind leicht, beschwingt, beweglich. Die Künstlerin hat sich für den Raum hier zum Material Papier entschlossen, das sie besonders schätzt. Papier ist leicht zu handhaben, zart und fragil. Vielfältig sind die Nuancen seines Weiß, ins Grau oder Gelbliche changierend, passend zu Wänden, Decke und Fußboden; nur der Feuermelder verlangte nach Farbe, da wird’s dann rot, und das ist unserem Auge eine willkommene Abwechslung. Papier steht zwischen Natur und Zivilisation, und wo Papier ist, da ist es auch nicht mehr weit zum Buch und zur Graphik, zum Zeichnen und Drucken, zum Zeichen, zu Sprache und Schrift, zu poetischen, bildhaften Hieroglyphen (…)
Morés Kunst ist aber nicht nur dem Gewicht nach leicht, sondern auch im übertragenen Wortsinn: spielerisch agiert sie mit allen Errungenschaften der Moderne – mit dem Postulat, dass ein Werk den Charakter seines Materials bewahren soll, mit Ungegenständlichkeit und Flächigkeit, mit den bildnerischen Mitteln Punkt, Linie, Fläche, Raum, Farbe, mit der Freiheit, Formalästhetisches zeichenhaft mit Bedeutung zu codieren und den Code immer wieder wechseln zu können.(…)