Regine Nahrwold am 7. Dezember 2008
In Europa: Grünes Blut – Über Dörfer.
Ein europäisches Fotoprojekt von Christa Zeißig
Amendolea, Kalabrien: Bruno kocht Ricotta
Maramures, Rumänien: Jungen mit Osterlamm
Mirdite, Albanien: Maisernte
Mirdite, Albanien: Tankstelle in Reps, auf dem Weg zu einer (inzwischen geschlossenen) Kupfermine
Kun-Puszta, Ungarn: Furchen für die Paprika-Saat werden gezogen
Marumares, Rumänien: Kartoffelhackerinnen
Muramares, Rumänien: Almhirte Petre, der Patron
Museros, Spanien: Fallas
Aspromonte, Italien: Sonntag
Rheshen, Mirdite, Albanien: Chinesischer Schirm
Rheshen, Mirdite, Albanien
Aspromonte, Italien
Die hier eingestellten Bilder sind digitalisierte Arbeitsfotos, die die Qualität der Originalabzüge auf Barytpapier, insbesondere ihre feinen, weichen Grautöne, nur unvollkommen wiedergeben.
Christa Zeißig über ihre Arbeit:
„Im Zentrum meines fotografischen Langzeitprojektes steht die Idee der Authentizität anderer Lebenswelten, die von der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen geprägt sind. Ich suche exemplarisch abgelegene, noch ländliche Regionen auf und dokumentiere das Leben und die Arbeit der Menschen dort, ihre traditionellen Sitten und Gebräuche, die – noch – von Familie und Dorfgemeinschaft aufrecht erhalten und getragen werden. Ich gebe Einblicke in das Leben einer Bevölkerungsgruppe, die überall in Europa existiert, im allgemeinen Bewusstsein jedoch kaum präsent ist. Es mag uns überholt und anachronistisch vorkommen, aber für diese Menschen bestimmt das Regionale immer noch den innersten Zirkel ihres Lebens, es ist ihre Heimat. So erklärt sich der Titel meines Projektes: In Europa: Grünes Blut – Über Dörfer.
Aufgrund der landschaftlichen, ökonomischen, politischen, kulturellen und klimatischen Bedingungen bleiben die Gegenden fern der Metropolen scheinbar unbeeinflusst von der globalen Umwälzung. Aber nur scheinbar, denn in einigen Landstrichen haben die Verstädterung sowie der Einfluss moderner Massenmedien und Kommunikations- technologien, die Landflucht und die Öffnung für den Tourismus in den vergangenen Jahrzehnten die dörflichen Strukturen bereits stark verändert. Meine Aufnahmen dokumentieren sowohl die historisch gewachsenen und noch bestehenden, aber von kultureller Nivellierung bedrohten Lebens- und Arbeitsweisen als auch die Brüche, in denen sich der Strukturwandel manifestiert.
Dabei geht es mir nicht um eine objektive, lückenlose Dokumentation, sondern im Mittelpunkt steht der einzelne Mensch, wie er sich durch Körpersprache und Mimik, sein Dinge und seine Umgebung ausdrückt: Landschaft, Orte, Straßen und Plätze, Häuser, Innenräume, Mobiliar, Gerätschaften und – nicht zuletzt – die Tiere. Mit ihnen sind diese Menschen eng verbunden, daher nehmen sie auch einen eigenständigen Platz in meinen Fotos ein. Der Betrachter wird mit einer Entschleunigung des Sehens konfrontiert. Das Dorfleben ist langsam, die Veränderungen sind nur im Detail aufzuspüren und kommen im Moment der Fotografie ganz zum Stillstand. Wir sehen Menschen, die dem Landleben und der sie umgebenden Natur verbunden sind und damit in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts ihren Platz suchen.
Bisher sind Fotorecherchen in Spanien (Aragon), Italien (Aspromonte), Albanien (Mirdite), Ungarn, Estland und Rumänien (Maramures) erfolgt, die Bildserien (Abzüge auf Barytpapier) dazu liegen bereits vor. In Planung sind Bosnien, Polen und Frankreich. “
Biografie Christa Zeißig
1954 geboren in Eschwege, lebt und arbeitet in Wolfenbüttel
Mitglied im Museum für Photographie, Braunschweig
Mitglied im künstlerischen Beirat des Museums für Photographie, Braunschweig (1989-2003)
Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler Braunschweig
seit 1986 Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl):
Museum für Photographie, Braunschweig
Paulskirche, Frankfurt
Museum für Photographie, Kecsemet/Ungarn
Fotogalerie/Wien
Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Hannover
Kemenate, Braunschweig (E)
Media Park, Köln; Galerie Rahmel
Galerie Nord, Dresden
Bund Bildender Künstler, Braunschweig(E)
Kunstverein Gifhorn(E)
Fotoforum Biel/Schweiz
Schloß Wolfenbüttel(E)
Städtische Kunstsammlung Salder, Salzgitter(E)
Galerie Ruimte Morguen, Antwerpen
Schloß Wolkersdorf, Wien
Italienische Botschaft, Berlin(E)
Italienisches Kulturinstitut, Wolfsburg(E)
Circolo Artistico Politecnico, Neapel
Galleria Bianca Maria Rizzi, Mailand
Wrzesnia/Polen(E)
Spanisches Generalkonsulat Hannover(E)
Seit 1990 Teilnahme an Künstlerprojekten z.B. Menschenbilder (PlakArt-Köln), Internationales Camera Obscura Projekt (Kescemet/Ungarn), Deutsche sehen Deutsche (Stern Hamburg), Die Zukunft ist weiblich, oder sie wird nicht sein (Fotoforum Biel/Schweiz), Molussischer Torso (Palme-Richtex, Wien)
Seit 1990 Durchführung von Workshops und Stadtteilprojekten in Braunschweig (u.a. im Museum für Photographie), Wolfenbüttel und Wolfsburg
Publikation: Christa Zeißig, Landlicht, Braunschweig: Appelhans Verlag 2000
eigene Website: www.christazeissig.de