Regine Nahrwold am 24. Januar 2009
Ausstellung: „Meer. Wasser. Seen.“ Susanne Knaack – Malerei.
„Meer. Wasser. Seen.“ Susanne Knaack – Malerei.
Ausstellung vom 12.02. – 23.04.2009
Galerie Riddagshausen im Diakonischen Werk,
Klostergang 66, 38104 Braunschweig
Geöffnet: Mo-Do 9-16, Fr 9-13, So 12-16 Uhr
Eröffnung am Mittwoch, 11. Februar, 19.00 Uhr
Susanne Knaack, Kleines Seestück (3), 2006-2008
„Und es wallet und siedet und brauset und zischt,
Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt,
Bis zum Himmel spritzet der dampfende Gischt,
Und Flut auf Flut sich ohn Ende drängt,
Und will sich nimmer erschöpfen und leeren,
Als wollte das Meer noch ein Meer gebären.“
Diese Verse aus Schillers Ballade „Der Taucher“ können einem vor den Bildern der Malerin Susanne Knaack in den Sinn kommen. Malerin? Manchmal malt Susanne Knaack tatsächlich, mit breitem Pinsel und dünnflüssiger Farbe, aber oft schüttet sie Schwarz und Weiß direkt auf den Bildgrund und lässt beide dort ineinander rinnen, aufeinander prallen, sich miteinander mischen. Die Bildern, die dabei entstehen, erwecken den Eindruck wogender Wassermassen, und, genau wie das Meer selbst, sind sie immer wieder anders und neu. Gleich bleiben lediglich das Hochformat und die Diagonalzüge und -schwünge; sie suggerieren eine große Raumtiefe und innerhalb des engen Bildausschnitts eine dramatische Bewegtheit. Und die Buntfarbe? Hat die Künstlerin aus ihrer Arbeit verbannt, weil sie ihr überflüssig erscheint und sie vom Wesentlichen ablenkt.
Mit ihrem Lehrer Georg Baselitz hat sie trotzdem mehr gemein als man auf den ersten Blick denken könnte. Dieser geht vom Gegenstand aus, stellt ihn jedoch auf den Kopf, um das Reinmalerische des Bildes zu betonen, das Diktum Maurice Denis‘, dass das Bild, bevor es etwas darstellt, eine mit Farben bedeckte Leinwand ist. Susanne Knaack geht vom Eigenleben der Farbe aus und versetzt diese so in Bewegung, dass dabei etwas entsteht, das wildem, sturmgepeitschtem Wasser ähnelt. Insofern wir dies in die Schwarz-Weiß-Verläufe hineinsehen, sind ihre See-Stücke immer auch Seh-Stücke. Sie sind – so sagt sie selbst – „wie die Natur“, während die Zeichnungen, die sie ebenfalls macht, Stilleben „nach der Natur“ sind. (Ausst.Kat. Susanne Knaack. Malerei und Grafik, hg. von der Kunststiftung Poll, Berlin 2003, S. 6)
Im Entstehungsprozess der Bilder übernimmt die Malerin die Rolle einer Auslöserin und Lenkerin des Zufalls. Ihre Impulse steuern ihn, aber viel mehr noch ist sie Beobachterin und Empfangende dessen, was auf der Leinwand geschieht: Die Bilder „haben ihre eigene Dynamik. Ich lasse mich auf das, was passiert, ein, so gut ich kann. Kann ich nicht, so werden auch die Bilder keine. (…) Ich habe das Malen nach wie vor nicht im Griff, bin auf Glück angewiesen. Meine einzig wirklich sichere Fähigkeit ist, das, was in der Suppe gut geraten ist, zu erkennen, zu isolieren und nach geraumer Zeit stehen zu lassen. Oder auch nicht.“ (ebd., S. 5, 6)
Susanne Knaack, Auflaufendes Wasser, 2008
Susanne Knaack, geb. 1962 in Berlin. 1982-1985 Studium der Kunstgeschichte und Germanistik in Berlin. 1985-1989 Studium der Malerei an der HdK Berlin bei Georg Baselitz. 1984-86 Mitglied der Gruppe „GRAS FRESSEN“ um die gleichnamige Produzentengalerie in Berlin. Seit 1989 Nositiv Atelier und Ausstellungen zusammen mit H.H. Zwanzig. Zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, in Deutschland und Frankreich, u.a. Kunststiftung Poll und Galerie Eva Poll Berlin; 2007 u.a.: „Seestücke. Von Max Beckmann bis Gerhard Richter“, Hamburger Kunsthalle.