Regine Nahrwold am 15. Mai 2009
Vom Glück der Bildung
In seinem Essay Wie wäre es, gebildet zu sein? spricht der Philosoph Peter Bieri von „Erfahrungen des Glücks, die aufs engste mit Facetten der Bildung verknüpft sind (…): die Freude, an der Welt etwas besser zu verstehen; die befreiende Erfahrung, einen Aberglauben abzuschütteln; das Glück beim Lesen eines Buchs, das einen historischen Korridor öffnet; die Faszination durch einen Film, der zeigt, wie es anderswo ist, ein menschliches Leben zu führen; die beglückende Erfahrung, eine neue Sprache für das eigene Erleben zu lernen; die überraschende Erfahrung, dass sich mit dem Anwachsen der sozialen Phantasie der eigene innere Radius vergrößert. Und Bildung schließt noch eine andere Dimension von Glück auf: die gesteigerte Erfahrung von Gegenwart beim Lesen von Poesie, beim Betrachten von Gemälden, beim Hören von Musik. Die Leuchtkraft von Worten, Bildern und Melodien erschließt sich nur demjenigen ganz, der ihren Ort in dem vielschichtigen Gewebe aus menschlicher Aktivität kennt, die wir Kultur nennen.“ (Festrede, gehalten an der PH Bern am 4. November 2005, publiziert im ZEITmagazin LEBEN, 2. August 2007, Nr. 32)
Am Rande der gemeinsamen Tagung des Deutschen Museumsbundes und der Kulturstiftung der Länder vom 10.-13. Mai 2009 in Stralsund – dieses Mal zum Thema „Chefsache Bildung“ – habe ich dieses Glück wieder einmal erfahren, und zwar im Meeresmuseum (nicht zu verwechseln mit dem brandneuen Ozeanum – die Homepage legt dies nahe).