Regine Nahrwold am 21. Mai 2009
Idyll mit Ecken, Kanten, Klängen
„Klangstätten – Stadtklänge. Zwischen Puff und Kloster“: unter diesem frechen Titel präsentiert der Allgemeine Konsumverein in Braunschweig anlässlich seines 10. Geburtstags einen internationalen Klangparcour mit Arbeiten von 7 KünstlerInnen. Mit einer Vielzahl von Ausstellungen und Veranstaltungen in einem sehr originellen Ambiente prägt dieser höchst ambitionierte und engagierte Kunstverein dem kulturellen Gesicht der Stadt seit 1999 seinen ganz eigenen Charakterzug auf – dazu gratuliere ich herzlich und wünsche für die Zukunft Glück, Geld und allzeit die Gunst von Publikum, Förderern und Künstlern!
Mich selbst hat der Klangparcour auf Pfade gelockt, die ich bis dato noch nie betreten habe, obwohl ich schon jahrezehntelang in Braunschweig lebe. „Gehe einmal im Jahr an einen Ort, an dem Du noch nie gewesen bist!“ rät der Dalai Lama. Dem Rat bin ich diese Woche gefolgt: Die Gegend um die Ägidienkirche, den Lessing- und den Spohrplatz – dort befinden sich die Installationen von Bernard Gál, Edwin van der Heide sowie Sam Auinger/Hannes Strobl – kenne ich natürlich. Aber der Weg vom Allgemeinen Konsumverein – wo sich m.E. die schönste Arbeit, die von Joanna Dudley, befindet – durch die Passagen über die Leopoldstraße hinweg (Katja Kölle) zum Parkhaus Am Wall (Andreas Oldörp), von dort zur Bruchstraße und zur Friedrich Wihelm-Straße (Georg Klein) war mir völlig neu und eine echte Entdeckung: eine illustre Mischung von überwiegend „piefiger“ Architektur, grünem Hinterhofidyll und Schmuddel-Ecken – ganz schön schräg und auf jeden Fall sehr sehenswert. Hier einige meiner Einblicke:
Die Bruchstraße von hinten. Wozu der Stacheldraht? Wer soll daran gehindert werden, von welcher Seite auf die andere über den Zaun zu klettern? Die Prostituierten? Die Freier?? „Unbefugte“???