Regine Nahrwold am 4. Juli 2009
Das Gebäude der ehemaligen Öffentlichen Bücherei…
… erbaut von Justus Herrenberger, soll – nach Wunsch & Willen der Stadt Braunschweig – abgerissen werden. Dabei haben wir es hier mit einem hervorragenden Beispiel richtig guter Architektur der 1960er Jahre zu tun, und das auch noch in einer exponierten Lage an der Peripherie der City.
Es liegt – eingebettet in einen kleinen Park mit einem wunderbaren, alten Baumbestand, darunter Walnuss und Platane – zwischen den Straßen Meinhardshof, An der Brüdernkirche, Gördelinger Straße und Lange Straße mit dem CinemaxX und den benachbarten Restaurants und Bars; auch das neue „Universum“ des Filmfestvereins ist in der Nähe. Zwischen St. Andreas, St. Ulrici und Petrikirche „schwebt“ der Bau im Grenzbereich von pulsierendem Großstadtleben und Oase. (In der halben Stunde, die ich in dem Park verbrachte, verweilten nicht weniger als zehn Personen im Schatten der Bäume bei P. E. Schiffers‘ sitzendem Mädchen, eine junge Mutter stillte dort sogar ihr Baby.)
Alles andere als ein voluminöser, abweisender Klotz, streckt der eher bescheidene, flache, auf Transparenz hin angelegte Bau mit seinen Achsen, Fenstern und Türen in alle diese Richtungen seine „Fühler“ aus.
Mit seinem Materialmix von Beton, Stahl, Aluminium, Glas, Holz und Ziegeln im Stil Alvar Aaltos schlägt er die Bögen zwischen Tradition und Moderne, „kühler“ Technik und „warmer“ Natur, zwischen Innenraum und Umgebung, die zur Zeit mit sommerlichem Grün und strahlender Sonne von überall ins Haus hineinscheint.
Meiner Überzeugung nach gilt es (nicht erst) seit der Finanzkrise, sich auf vorhandene Ressourcen zu besinnen und deren Potenzial zu erkennen, zu schätzen und einfühlsam auszuschöpfen. Die Möglichkeiten der ehemaligen Öffentlichen Bücherei sind m.E. nicht mit Gold aufzuwiegen. Was das Gebäude z.B. als Ort für Ausstellungen zu bieten hat, zeigt die tolle Werkschau der Studiengänge Communication, Industrial und Transportation Design der Hochschule für Bildende Künste – ein wahrer Wirbelwind an kreativen Ideen! Die „unfertigen“, übergänglichen, gekonnt provisorisch installierten Entwürfe, Skizzen, Modelle passen in das Haus wunderbar hinein. Ich habe „Werkschau – Schauwerk Gestaltung“ glücklich und beschwingt verlassen.
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Licht, Luft, Leichtigkeit: Dieser Bau soll weiterleben!
Erhalt und Weiternutzung der ehemaligen Öffentlichen Bücherei!
Übrigens: Auch feiern lässt sich dort ganz vortrefflich! Das durften „wir Perser des Aischylos“ nach unserer Premiere im letzten Jahr bei einem rauschenden Fest erfahren!
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… aber jetzt siehst Du’s hoffentlich auch!
Wendeltreppe in der ehemaligen Kinder- und Jugendbibliothek
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Tiefe Fensterlaibungen mit Sitzplätzen zum Schmökern auf der Empore
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Welche Köpfe wurden hier eigentlich vermauert?
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