Regine Nahrwold am 15. April 2010
Ausstellung: Antje Seemann – Inszenierte Landschaften
Torhausgalerie des Bundes Bildender Künstler
Humboldtstr. 34, 38106 Braunschweig
16. April – 16. Mai 2010
Öffnungszeiten: Di-Fr 15-18, So 11-17, Eintritt frei
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Aus meiner Rede zur Eröffnung der Ausstellung:
(…) Antje Seemann zeigt uns einen Kosmos, allerdings einen durch die Moderne hindurchgegegangenen bildnerischen Kosmos, parallel zur Natur, wie es Cézanne genannt hättet. Im Kosmos ihres Oeuvres finden sich die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft, die bildnerischen Mittel Farbe, Schwarz-Weiß, Plastik und die drei Kunstgattungen Malerei, Graphik, Skulptur. An Motiven begegnen wir in dieser Ausstellung: der Flachlandschaft mit weitem Himmel und farbigen Nebelschleiern darüber, Wald, Wolken, Wasser und Bergen – Sujets, die man vor allem mit der romantischen Landschaftsmalerei verbindet.
Vom Geist der Romantik ist auch der Kosmos Antje Seemanns inspiriert. Sie geht nicht von der Naturbeobachtung aus, sondern von einer Idee. Das gilt erstaunlicherweise auch für die so realistisch wirkenden Linolschnitte der Waldstücke. Auch ihnen liegt eine Imagination zugrunde. Diese findet ihren ersten Niederschlag in einer Zeichnung, die Schwarz-Weiß-Verteilungen austariert, Strukturen, Rhythmen und Perspektiven erprobt, die dem Betrachter den Weg ins Bild öffnen. Dazu kommen dann Fotos, die kombiniert, montiert, auch am Computer bearbeitet werden. Und so nimmt das abstrakte Konstrukt allmählich die Gestalt eines Gegenstandes, eines naturalistischen Waldstücks oder einer wogenden Wasserfläche an. Dabei bleibt das Grundmodul des schwarzen oder weißen Flecks immer erkennbar, durch alle Variationen in Form und Größe, Länge oder Breite. Denn die Bildstruktur ist kein statisches Raster, das Modul kein gleichbleibender, quadratischer Pixel, sondern ständig in Veränderung, in lebendiger Bewegung und Verwandlung – genau wie die vibrierende Farbe in den Bildern, und das ist wohl auch der Grund, warum diese Malerei und diese Graphik in einem Raum so gut harmonieren, trotz starker Verschiedenheit: im Linolschnitt gibt es nur den harten Schwarz-Weiß-Kontrast – im Medium Farbe sind auch weiche Übergänge möglich. (…)