Regine Nahrwold am 31. Mai 2013
Weltinnenraum
Bei einer Internetrecherche zum Dichter Durs Grünbein stieß ich auf einen bösen Verriss von Fritz J. Raddatz und darin auf diesen Satz:
„Große Lyrik aber umschließt gleich einer Frucht ihren Kern einen fast sakralen Innenraum, ein Unberührbares, Unauflösliches. Schon Walter Benjamin warnte, wer meine, ein Gedicht verstanden zu haben, der hat es eben nicht verstanden. Das gilt vom Erlkönig bis zu Rilkes mysteriösem Grabspruch „Rose, oh reiner Widerspruch, Lust, Niemandes Schlaf zu sein unter soviel Lidern“.
Stimmt genau. Rilke hat für das, was sich da eröffnet, das wunderbare Wort „Weltinnenraum“ erfunden . (Darum lese ich also so gern Gedichte, auch wenn ich sie, wie etwa die von Paul Celan, nicht verstehe.) Und gilt das nicht überhaupt für viele Kunstwerke, vor allem Lieder und andere Werke der Musik, aber auch der Malerei, Skulptur, Architektur und Graphik, aus Literatur, Tanz, Theater, Fotografie und Film?
Giorgione (1478-1510), La Tempesta (Das Gewitter)