Regine Nahrwold am 2. Juni 2013
„Jordaens und die Antike“ in Kassel
Noch bis 23. Juni ist in Kassel im Museum Fridericianum Jordaens und die Antike zu sehen, eine Ausstellung der Museumslandschaft Hessen Kassel und der Musées Royaux de Beaux-Arts in Brüssel.
Jacob Jordaens (1593-1678) bildet mit Peter Paul Rubens und Anton van Dyck das Dreigestirn der flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Nach deren Tod 1640 und 1641 beherrschte er, der zeitweilig auch mit Rubens zusammengearbeitet hatte, für rund 40 Jahre den flämischen Markt, war also ungeheuer erfolgreich und gut im Geschäft. Im Vergleich mit dem hoch gebildeten, kosmopolitischen Rubens und dem kultivierten Anton van Dyck steht seine Name für eine eher derbe Variante barocker Sinnlichkeit. Die Ausstellung von über 100 Werken…
… will jedoch zeigen, dass auch Jordaens aus den literarischen Quellen der Antike geschöpft und viele seiner Bildthemen daraus bezogen hat, z.B. seine Darstellungen des Weingottes Bacchus oder die Geschichte „Der Satyr beim Bauern“ nach einer Fabel von Äsop. Einige – sehr schöne! – antike Skulpturen erwecken zudem den Eindruck, Jordaens habe sich direkt von ihnen zu seinen Bildfiguren anregen lassen. Weitgehend außen vor bleibt allerdings, wie sehr Jordaens unter dem Einfluss von Rubens stand. Dabei kann man anhand einiger Gemälde von Rubens in der Ausstellung sehr gut den Vergleich anstellen und bemerken, dass Jordaens viele Eigenheiten der Rubensschen Malerei weiter- und auch übertreibt: Fleisch und Fett quellen bei ihm oft noch üppiger, die Wangen und Backen sind noch röter, die Schatten mit noch mehr Blau angelegt…
Hier zwei sehr schöne Darstellungen der Geschichte (aus den „Metamorphosen“ des Ovid) der Nymphe Syrinx, die, vom Hirtengott Pan verfolgt, in Schilfrohr verwandelt wird, und, sobald der Wind darüber streicht, ihr Klagelied hören lässt. Das erste ist von Rubens und Jan Brueghel d.J., das zweite von Jordaens. Beide sind in der Ausstellung zu sehen.
Rubens und Jan Brueghel d.J.
Jordaens
Eine zweite – sehr sehenswerte! – Ausstellung Jordaens und die Moderne zeigt Bilder von Johannes Grützke, Hubertus Giebe und Rainer G. Mordmüller, also von drei zeitgenössischen Malern, die sich von Jordaens inspirieren ließen.