Regine Nahrwold am 18. Februar 2015
Ausstellung „mittendrin und außen“ von Susanne Reimnitz in Ammersbek
Unter dem Titel „mittendrin und außen“ zeigt die Braunschweiger Künstlerin Susanne Reimnitz Malerei und Zeichnung im KunstHaus am Schüberg in Ammersbek bei Hamburg. (Wulfsdorfer Weg 33, noch bis zum 12. April, werktags von 9 bis 18 Uhr sowie sonn- und feiertags von 10 bis 17 Uhr).
Zur gestisch-impulsiven, teils zart-, teils starkfarbigen Malerei von Reimnitz schrieb ihr Malerkollege Thomas Wöhrmann:
„Anfänglich sehen wir sich überlagernde Farbwolken, die teils schroff gegeneinander stehen, teils einander transparent überlagern. Das Format des Papiergrundes ist bis an seine Grenzen ausgefüllt und verspannt. In diesen Farbwolken formiert sich eine im Pinselduktus geführte malerische Zeichnung.
Eigenwillig formwandlerisch und brüchig ist diese Malerei angelegt. Da ist kein Innenraum, da ist keine flüssige Erzählung, kein einfacher Pinselgestus, kein vorgeprägtes Ornament. Das alles bildet einen Widerstand. Eine Irritation, die den Betrachter einholt und sein ordnendes Sehen befragt.
Anwesenheit aber von Spuren und Klängen, vager Erinnerung.
Es ist wie im Wald, im scheinbar Ungeordneten. Wir stehen ‚mittendrin‘ und gleichzeitig ‚außen‘. Sind Lebewesen, die einander tastend beäugen und auf den Atem des anderen lauschen.“
Im Künstlergespräch, mit dem die Ausstellung am 1. Februar eröffnet wurde, beantwortete Susanne Reimnitz die Fragen des Publikums sowie des Leiters des KunstHauses am Schüberg, Axel Richter, und bezog Stellung zu ihrer Arbeit:
Ihre Malerei entstehe aus dem Bewegungsimpuls. Anfangs arbeitete sie zeichnerisch, mit Stiften und Linien, später dann auch malerisch mit Pinsel und Farbe. Malerei und Zeichnung seien aber nicht völlig voneinander zu trennen, oft zeichne sie auch in die noch feuchte Farbe hinein. Ein Bild entwickele sich vom Bewegungsimpuls über Linie und Fläche zu einem Farbraum. Sie arbeite über einen langen Zeitraum an ihren Bildern, übermale sie immer wieder bis das Bild auf Papier ein „Farbleder“ von eigener haptisch-physischer Qualität, ein Farbkörper wird. Dem trage die Rahmung ohne Glas Rechnung, mit einem einfachen Kastenrahmen um den Bildträger Papier, der auf einen festen Untergrund aus Holz oder Leinwand montiert wird.
Zum Titel „mittendrin und außen“: In dieser Polarität bewege sich ein Künstler – mal mittendrin im Leben, mal abseits davon, außen vor. Die Distanz brauche es, um schaffen zu können. Für den Ausstellungsort heiße es auch, für die Arbeiten unter Glas die Spiegelungen der Umgebung in das Bild mit zu integrieren, so wie John Cage das Einbeziehen von „störenden“ Nebengeräuschen in die Musik propagiert habe.
Wann denn ein Bild „fertig“ sei, lautete eine Frage aus dem Publikum – verständlich, da man viele Arbeiten von Reimnitz durchaus als „roh“ empfinden kann. „Jetzt!“, so die Antwort der Künstlerin. Wenn sie sagen könne „Jetzt!“, zum Beispiel, um das Bild in einer Ausstellung wie dieser zu präsentieren – wobei es nicht auszuschließen ist, dass die Künstlerin zu Lebzeiten einzelne Bilder noch einmal überarbeiteen wird.
Welche künstlerischen Positionen aus der Kunstgeschichte haben sie inspiriert, waren vielleicht sogar Vorbilder für sie? Ja, da habe es im Studium einige gegeben, so Reimnitz, aber deren Namen seien nicht mehr von Interesse, da diese Anregungen inzwischen überholt und in etwas ganz Eigenes eingeflossen seien. Ich vermute: die Malerei des abstrakten Expressionismus, vor allem Willem de Kooning.