Regine Nahrwold am 22. Juli 2015
Hans Wesker im Allgemeinen Konsumverein Braunschweig
Sonntag vormittag im Allgemeinen Konsumverein: Künstlergespräch mit Hans Wesker. Im Rahmen des Klangkunstfestivals „Klang der Städte“ zeigt der Braunschweiger Künstler seine Arbeit „Mumbai“. Doch bevor er darauf zu sprechen kommt, schildert er anhand seiner Projekte der letzten zehn Jahre seinen Weg von der Malerei zur Klangkunst. Als Maler habe ihn immer die Verortung der Figur im Raum beschäftigt. So sei er von sehr hohen, schmalen Bildern dahin gekommen, seine Bilder in den Raum hineinzustellen. Welche Bedeutung aber nicht das Auge, sondern das Gehör für die unbewusste Orientierung im Raum habe, wurde ihm durch ein Erlebnis in Medina bewusst, wohin er vier Jahre hintereinander reiste. Zuerst fiel es ihm sehr schwer, sich dort im Gewirr der kleinen Gässchen zurecht- und zu seinem Quartier zurückzufinden. Nachdem es ihm dies schließlich immer besser gelang, warf ihn das folgende Jahr wieder total aus der Bahn. Es dauerte eine Weile, bis er den Grund herausfand: die Gassen, früher Lehmboden, waren inzwischen gepflastert und erzeugten so eine völlig andere Geräuschkulisse! 1996 schuf Wesker dann erstmals eine Klanginstallation.
Für „Mumbai“ hat er den Sound der Großstadt aufgezeichnet und dort fotografiert. Dieses Material wird aber nicht direkt wiedergegeben, sondern dient Wesker als Rohstoff für die künstlerische Umsetzung der Eindrücke, die er in der indischen Megacity gesammelt hat. So unterlegt er die Geräusche mit Klängen und überblendet die Fotos mit Farbnotizen aus seinem Mumbaier Skizzenbuch. Während der Hörer/Betrachter von den Klängen aus acht Kanälen rundum im Raum umgeben ist, sieht er dazu ein Video, in dem die verschiedenfarbige Bilder sanft ineinander übergehen und Szenen aus den Straßen Mumbais aus den rotgelben, blaugrünen, violetten Buchseiten langsam auftauchen und wieder darin verblassen. Der „Mystiker“ Hans Wesker verwandelt Lärm und Bildersturm Mumbais in einen meditativen, an- und abschwellenden Fluss, in dem mal der Klang, mal das Bild im Vordergrund steht und beides ein harmonisches Ganzes bildet.