Regine Nahrwold am 19. August 2015
Ausstellung: Frank Werger im Allgemeinen Konsumverein Braunschweig
Die Bilder: Aus Farbflächen in erdigem Braun, Rostrot oder den Grautönen von Steinen zusammengefügt, manchmal mit Tapes verklammert. Die Acrylfarbe in vielfachen Schichten auf Leinwand oder Holz. Krude, haptische Oberflächen, in die Gips, zerknitterte Seidenpapiere, Wellpappe, Rupfen, Holzstäbe eingearbeitet sind.
Die Zeichnungen: farbige Vierecke, amorphe Tuscheflecken, Kreidespiralen, Collagen von bedrucktem Papier, zitternde Bleistiftlinien, alles fein austariert auf dem weißen Papiergrund.
„Spuren und Zeichen“ ist denn auch der Titel der Ausstellung, die die Künstlergemeinschaft des Braunschweiger Künstlerhaus im Allgemeinen Konsumverein für ihren Kollegen und Freund Frank Werger veranstaltet. Werger, der in den 1990er Jahren der Künstlergemeinschaft angehörte, ist 2014 mit 61 Jahren nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Er studierte in den 1980er Jahren an der HBK Braunschweig bei Peter Voigt Malerei im Rahmen eines Kunstpädagogikstudiums, bildete sich aber weitgehend autodidaktisch aus. Seit 1988 arbeitete er als freier Maler und Grafiker, von 2003 bis 2011 als Kunstlehrer. 2008 wurde bei ihm eine besonders aggressive Form von Parkinson diagnostiziert. Und Erstaunliches geschieht: Er wird freier und mutiger, das sorgfältige Kalkül seiner früheren Arbeiten weicht einem spontanen, gestischen Farbauftrag, das enge Spektrum dunkler Farben weitet sich, wird bunter und heller: Zitronen- und Dottergelb findet sich ebenso wie sattes Krapplack mit Rosatönen oder Apricot, durchwebt mit lichtem Blau. Waren die älteren Arbeiten von Antoni Tapies inspiriert, erinnert nun manches an Cy Twombly.
Die Kunsthistorikerin Ute Maasberg charakterisiert Werger als „feinsinnigen Koloristen und sensiblen Bildzeichenkonstrukteur“ und schreibt: „Es sind Bilder, die uns tief mit der Stofflichkeit aber auch mit der unerschöpflichen Vielfalt des Materials Farbe vertraut werden lassen. Frank Werger war Maler und gleichzeitig ein Bildarbeiter, der in großen, vielschichtigen Farbflächen dachte. Seine malerischen Arbeiten sind mehr Tastobjekte, Gebilde zwischen Malerei, Relief, fast Skulptur.“
(Allgemeiner Konsumverein, Hinter Liebfrauen 2, 21.-23. August, Öffnungszeiten von 14.00 bis 18.00 Uhr; Eröffnung am Donnerstag, 20. August um 20 Uhr)