Regine Nahrwold am 19. Oktober 2015
Ausstellung „Im Gestrüpp“ von Susanne Hesch in Schöningen
Bis zum 8. November 2015 zeigt Susanne Hesch Malerei, Zeichnung und Fotoarbeiten im Kunstförderverein Schöningen. Hier ein Auszug aus meiner Rede zur Eröffnung:
Gestrüpp kann man als Metapher ansehen für einen Zustand des In-etwas-Drinsteckens, von dem man noch nicht weiß, wann und wie man da wieder herauskommt und wohin das führen wird – ein Zwischenraum, ein Übergang wie auf dem Gemälde „durch“ von 2012: In Schwarz, Weiß, Grau ist die Ecke eines Innenraums angedeutet; auf der weißen Fläche wolkenartige Formen und davor ein filigranes, bewegtes Gitter. „Unterwegs“ heißen zwei Bilder, die jeweils eine weibliche Figur mit großer Tasche im Aufbruch aus einem Innenraum zeigen. In einem Fenster klingt hier jeweils an, was der Grund für diesen Aufbruch, die Flucht sein mag: in „burn“ sehen wir feurig-rote Farbe, in „shiver“ ein kühles Blau. Genauer kann man es gegenständlich nicht benennen, denn die Malerin legt sich da so genau nicht fest, sie wählt archaisch wirkende Figuren und Formen für ihre Bildwelt, die eher etwas ahnen lassen als es konkret zu verkörpern – auch dies ein Schwebezustand, eine Offenheit, die Spielraum für die Phantasie des Betrachters lässt. Die Reduktion hat Susanne Hesch in den letzten Jahren immer weiter vorangetrieben, bis an die Grenze zur Abstraktion, vor allem in der Serie der Köpfe, doch braucht sie für ihre künstlerische Arbeit noch immer den Bezug zur Realität. In „Herz ausschütten“ von 2011 hat sie die Redensart wörtlich genommen: Eine Frauengestalt in einer dunklen Höhle lässt ihr Herzblut in das Gefäß fließen, das ihre beiden Arme bilden; von da aus strömt es weiter in eine Art See. All dies ist in großen Flächen auf dem Malgrund ausgebreitet. Doch die Bilder von Susanne Hesch eröffnen immer auch Raum, realen wie Landschaften oder Interieurs, und imaginären, und das hat sehr viel mit ihrer Malerei, mit ihren speziellen Mischtechniken zu tun.