Regine Nahrwold am 3. November 2015
Literaturnacht: Nadja Küchenmeister
Lange Nacht der Literatur im Staatstheater Braunschweig am 1. November 2015, 20.30 Uhr:
„Wie beginnt man ein Gedicht?“ Mit dieser Frage eröffnet Thomas Geiger das Gespräch mit der Lyrikerin Nadja Küchenmeister. Am Anfang stehe ein Sinneseindruck, ein Vers, ein historischer Stoff, woran sich etwas entzünden könne. Was das sei, könne sie nicht sagen, doch: „Es braucht etwas, was mich unmittelbar trifft.“ Ein Medium, das die Wirklichkeit verwandele, sei sie nicht, aber: „Der Dichter gibt der Flüchtigkeit des Daseins eine feste Lautgestalt.“ Ihre Gedichte, ausgewählt nach ihrem Konzept von den drei Zeitaltern der Kindheit, der Liebe und des Todes, trug die 34jährige unprätentiös und überzeugend vor. Sie berühren durch eine zeitgenössische, doch zarte und innige Sprache zwischen Erzählung und Poesie, die Unsagbares ahnen lässt, wie es eben nur das Gedicht vermag. Auch über einige Anlässe gibt die Dichterin Auskunft: Der Blick eines Sterbenden, der alles nochmal zu bündeln versucht, um es mitzunehmen – wohin? Der Prophet Elia, der sich in der Wüste unter einen Wacholder legt, um zu sterben, und zu dem ein Engel sagt: „Steh auf und iss!“ Ernst Gombrichs „Geschichte der Kunst“, Museen, Gemälde – „Urbilder, auch für den, der sich davon nicht getröstet fühlen kann“. Und natürlich immer wieder die Liebe („Es kann einen nicht wirklich verwundern, aber in meinen Liebesgedichten liegen die Leute ziemlich viel.“) Auch Sarajewo, wo sie gerade war, „wird etwas mit mir gemacht haben“. Geigers Empfehlung zum Schluss: „Fahren Sie nach Sarajewo und lesen Sie Nadja Küchenmeister!“