Regine Nahrwold am 16. August 2016
Nachruf auf Reinhard Buxel
Foto: Hartmut Richter
„Seit den 1960er Jahren griff die Plastik auf immer neue Materialien, Medien, Aggregatzustände, Räume aus. Plastik konnte eine Landschaftsformation, eine Tonne Wasser, eine Gaswolke oder eine Fettecke sein. Sie fand in der Wüste, am Himmel oder – auch Denken ist Plastik – in unseren Köpfen statt. Sie jagte von Begriff zu Begriff: vom Objekt zum Projekt zum Konzept zum Modell zur Performance…“ In dieser von Manfred Schneckenburger beschriebenen Entwicklung arbeiteten nur noch wenige Bildhauer mit dem Jahrtausende alten Material Stein. Einer von ihnen war Reinhard Buxel. Der Künstler, 1953 geboren im westfälischen Amshausen, studierte nach einer Lehre zum Maschinenschlosser Bildhauerei bei Emil Cimiotti an der HBK Braunschweig, wurde dessen Meisterschüler und erhielt, neben anderen Auszeichnungen wie dem Bernhard Sprengel Preis der Stadt Hannover (1989), 1986 den Rudolf Wilke-Preis der Stadt Braunschweig. Buxel nahm an zahlreichen internationalen Bildhauersymposien teil und hatte von 1987-2001 einen Lehrauftrag für Steinbildhauerei an der HBK Braunschweig.
Buxel schuf zumeist aus Ibbenbürener Sandstein große, ja monumentale Formate, denen er Titel gab wie „Würfel“, „Dreieck“, „Tor“, „Brücke“ „Tisch“ oder „Bank“. „Tisch“ etwa heißt ein Werk von 1988, das sich hier in Braunschweig am Ägidienmarkt befindet. Seine Skulpturen erinnern in ihren architektonisch-geometrischen Grundformen einerseits an vor- und frühgeschichtliche Kultmale, sind aber andererseits von einer radikal modernen Formensprache geprägt. Buxel schnitt mehrere Steinblöcke passgenau aufeinander zu und verzahnte sie miteinander zu einem von Anfang an konzipierten Ganzen. Dabei weist die bruchrauh belassene dunkle „Rinde“ des Steins meistens nach außen, während die eigentliche Skulptur, die mit Meißel und Spitzeisen bearbeiteten hellen Innenflächen, im Innern verborgen bleibt und nur anhand der feinen Fugen und Vorsprünge an der Außenseite zu erschließen ist. Natur und ordnende Ratio, archaische Wucht und technisch-handwerkliche Präzison prägen gleichermaßen diese Konstrukte, die besonders im Freien, im Dialog mit der Natur, ihre ganz eigene Schönheit und Ausdruckskraft entfalten. Für Muraoka in Japan gestaltete Buxel, der japanischer Kultur und Spiritualität nahestand, 1992 mit Findlingen die Arbeit „Tobi Ishi“ (Trittsteine) entlang eines Weges in einem Schinto-Heiligtum.
Im Frühjahr 2016 zeigte die Theologische Fakultät in Paderborn unter dem Titel „Türme und Räume“ eine große Ausstellung von Arbeiten Buxels, über sein Werk schrieben unter anderem Lothar Romain, Manfred Schneckenburger und Gerhard Auer. Sein Atelier hatte der Künstler auf einer großen Wiese in der Nähe seines Hauses in Salzkotten bei Paderborn, wo er mit Frau und Tochter lebte. Dort lagern unter freiem Himmel mehrere seiner Skulpturen, die zuletzt begonnene wird unvollendet bleiben. Am 3. August 2016 ist Reinhard Buxel, zu dessen persönlichen Eigenschaften Vitalität, Lebensfreude, Schalk und Witz gehörten, nach kurzer, schwerer Krankheit plötzlich verstorben.