Regine Nahrwold am 30. August 2016
Jahresausstellung des BBK Braunschweig im Raumlabor
Johanna Seipelt
Aufrecht steht die kleine Ratte auf ihrem weißen Sockel. Mit erhobenen Pfötchen und langem, gesträubten Rückenfell scheint sie in die große Halle hineinzuschnuppern und zu -äugen. Und dort gibt es wirklich viel zu sehen, denn die Jahresausstellung des BBK mit 83 Werken von 52 Künstlerinnen und Künstlern ist noch vielfältiger als die bunten Punkte auf dem Plakat es bereits ankündigen.
Rosi Marx
Jens Isensee
Auch Rosi Marc und Jens Isensee haben Tiere beigesteuert, Marx „second life“, eine Assemblage aus bearbeiteten Spielzeugfigürchen. Isensees „White Washing Parade“, eine Gruppe von der Größe nach gestaffelten Gipsfiguren, scheint auf die Ankunft der Arche Noah zu warten. Unter den Plastiken sticht auch Ursula Reiffs „Bild-Wechselspiel“ heraus, eine Bodenarbeit aus Birkenrinde, Borke und Pappmaché, die den Betrachter zum Mitgestalten einlädt, ferner Sabina Kaluzas konzeptionelles Werk „D-Day: 177 A.R. / 77 I.D. – Franz“ – etwas verrätselt wie auch der Titel. Antje Koos‘ filigrane Gebilde aus Holzstäbchen und Creallplättchen suchen und finden, mal stehend, mal hängend, ihre „balance“. Eine bewegte Tonfigur von Helge Karnagel und streng-geometrische Reliefs aus Metall von Twinn und Uve Mehr sowie ein leichte Wolke aus geknotetem Kupferdraht von Anna Maria Meyer bilden den denkbar größten Gegensatz.
Sabina Kaluza
Andreas Rauscher
In der Malerei findet sich Ungegenständliches mit gestischem Farbauftrag (Thea Pini, Andreas Rauscher, Sabrina Krökel, Heike Hidalgo) neben kühl-sachlichen Stillleben von Horst Schmidt, dem Bild eines Neugeborenen von Sany Abdullah, zarten Farbnebeln auf Folie von Heike Czerwonka-Dörges und dem Gemälde „Was trennt zwei Brüder“ von Knut Balandis. „Knudfilm presents: Heißer Körper, kühler Kopp“ ist auf der wilden Mischung aus Serigraphie, Lack, Buntstift, Edding und Gouache auf Montagefolie im Bauholzrahmen zu lesen. Die wohl eigenwilligste Materialangabe, „Klecksgraphie (Spuckbild) Zahnpasta auf Seidenpapier“, stammt von Timo Hoheisel.
Timo Hoheisel
Gut vertreten ist auch das Medium Fotografie. Hier sind besonders die Fotomontagen/Inkjetdrucke von Franziska Rutz hervorzuheben, Großstadtszenerien in starken Farben. Ferner die hochästhetischen Magnolien von Uwe Brodmann, drei große Schwarzweiß-Portraits von Klaus G. Kohn und die geheimnisvoll-unscharfe „Schattenwelt“ von Yvonne Salzmann.
Nicht vergessen sei die Graphik, darunter dreimal eine fein gezeichnete „Jungfer im Grünen“ von Andrea Piep sowie Abstraktes von Ulrike Wathling, Uschi Korowski und Bianca Höltge. Wolfgang Haus Federzeichnungen von Baumstämmen in Riddagshausen erinnern an Horst Janssen.
Iris Selke trug zur Eröffnung die Performance „Golden Face“ bei. Sie zog sich eine goldene Haut vom Gesicht und verwandelte sich so vom „Erdentrückten, Göttlichen, Erhabenen“ wieder zurück in ein bodenständiges Menschenwesen. (Bis 2. 10. 2016, Raumlabor, Hamburger Str. 267, Öffnungszeiten: Mi und Fr 15-18 Uhr, Do 15-20 Uhr, So 11-17 Uhr. Künstlerführungen jeden So 15 Uhr.)