Regine Nahrwold am 19. Februar 2017
„Kunst … hier und jetzt“ soll weitergehen! Ein Interview mit Julia Taut
… der Galeristin des Bundes Bildender Künstler Braunschweig, über die geplante Streichung des beliebten Kunstevents und was man dagegen tun kann.
Kunst … hier und jetzt 2015, Foto: Braunschweigische Stiftung
Frage: Wie die Organisatorin Dr. Anne Mueller von der Haegen mitteilte, steht „Kunst … hier und jetzt“ vor dem Aus, weil die Braunschweigische Stiftung nach 10 Jahren ihre Förderung einstellt. Was bedeutet dieses Kunstevent für Dich persönlich und für die Kunstinteressierten in der Region Braunschweig?
Taut: Für mich persönlich bedeutete kunst…hierundjetzt viel Besuch. Aus Hamburg, Berlin und Frankfurt reisten Freunde an und freuten sich auf die Künstler. Jeder bekam ein Programmheft mit unzähligen Anmerkungen – leuchtende Augen und langanhaltende Erinnerungen an intensiven Kunstgenuss in den Ateliers waren garantiert.
Für die Kunstinteressierten in der Region Braunschweig fehlt nun der direkte Kontakt zu den Künstlern. Kunst…hierundjetzt vermochte es, unmittelbar zu begeistern ohne Furcht vor Galerieverhalten und Wissenslücken. Für die meisten Besucher aus der Region Braunschweig wurden Quantität und Qualität regionalen Kunstschaffens erst durch die Präsenz der Künstler bei kunst…hierundjetzt deutlich. Die Konzentration von Künstlern in Braunschweig und Umgebung ist außergewöhnlich hoch- das Kunstfest der offenen Ateliers verdeutlichte dies. Die kuratierte Auswahl an teilnehmenden Künstlern ermöglichte überdies ein tiefes Verständnis der verschiedenen Kunstgattungen.
Frage: Was bedeutet es für die Künstlerinnen und Künstler?
Taut: Für die Künstlerinnen und Künstler fehlt nun dieses eine besondere Wochenende im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Dabei sind nicht nur die Kontakte und das Erweitern des Netzwerkes um potentielle Käufer relevant, sondern der direkte Kontakt mit dem Publikum- Kunst braucht Rezipienten. Die regionalen Ausstellungsmöglichkeiten sind überschaubar, „kunst…hierundjetzt“ kompensierte teilweise das Fehlen einer ausgeprägten Galerielandschaft durch die vielen engagierten Besucher.
Frage: Warum sollte „Kunst hier und jetzt“ weitergeführt werden?
Taut: Durch die Beschäftigung mit der Kunst am Ort ihres Entstehens, waren die Atelierbesuche im Rahmen von Kunst…hierundjetzt intensiv. Das Interesse für Kunst und für die Diversität ihrer Produzenten wurde durch die Atelierbesuche nachhaltig. Die exzellente Organisation von kunst…hierundjetzt in der Infrastruktur der Kunstvermittlung, in sämtlichen Drucksachen, im künstlerischen Rahmenprogramm und in der Koordination der Verkehrswege führten zu einem Ziel: In Freude an der Kunst von Freunden der Kunst. Dieses Ziel gilt es zu erhalten und zu fördern.
Julia, ich danke Dir ganz herzlich für das Gespräch!
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