Regine Nahrwold am 30. Januar 2018
Ausstellung: Kota Ezawa in der HBK Braunschweig
Kunstklau in der Hochschule für Bildende Künste! Doch keine Panik: Nur in der virtuellen Realität wird hier gestohlen. In der Ausstellung „The Crime of Art (Cadavre Exquis)“ zeigt der Multimedia-Künstler Kota Ezawa (geboren 1969 in Köln), ehemaliger Meisterschüler von Nam June Paik, Associate Professor für Medienkunst am California College of the Arts in San Francisco und zur Zeit DAAD-Gastwissenschaftler an der HBK Braunschweig, seine Video Installation “The Crime of Art”, auf drei Kanälen auf drei Wände in das Dunkel des Raumes projiziert. Sie ist ein Zusammenschnitt von fünf Kinofilmen, in denen Kunstobjekte auf verschiedene Art und Weise geraubt werden: The Thomas Crown Affair, Topkapi, Entrapment, How to Steal a Million und The Hot Rock. Da schwebt ein Räuber im Museum des Topkapi-Palasts von Istanbul über einer Vitrine mit einem juwelengeschmückten Dolch, um selbige mittels Saugglocken anzuheben. Ein Gemälde von Claude Monet verschwindet klammheimlich in einem Aktenkoffer, und Rembrandts „Bathesba im Bade“ wird aus dem Rahmen geschnitten, zusammengerollt und per Post nach Kuala Lumpur verschickt. Eine Diebin ist gebannt in den Anblick einer antiken, goldenen Maske versunken, und eine Männerhand ergreift eine kostbare Statuette von Benvenuto Cellini. Museumswärter stehen entsetzt vor einem leeren Sockel, Räuber flüchten über Dächer, und ein Hubschrauber landet auf einem Hochhaus.
Der besondere Witz daran: Die filmischen Bilder hat Ezawa in Malerei übertragen, reduziert auf große, monochrome Flächen in bunten Farben, etwa so wie in den Portraits des Pop-Artisten Alex Katz. In Außen- und Innenräumen, die in rasanten Perspektiven und reizvollen Anschnitten wiedergegeben sind, erscheinen einzig und allein die Objekte der räuberischen Begierde, die Kunstwerke, als fotografische Abbilder. In der comicartig flachen Umgebung erscheinen sie so umso auratischer und begehrenswerter.
Über sich selbst sagt Kota Ezawa: „Obwohl ich selbst ein Maler des digitalen Zeitalters bin, identifiziere ich mich eher mit einem Kunstdieb als mit einem klassischen Maler.“ Und: „Man könnte sagen, dass diese Arbeit als eine Art Selbstportrait fungiert, in der ich mich als digitaler Kleinkrimineller oute.“ Da möchte man lieber nicht so genau nachfragen, was der Künstler im wirklichen Leben so alles macht! Doch alles halb so wild: „Ich kopiere Bilder aus Kunstkatalogen, dem Fernsehen und dem Internet, verfremde sie und zeige sie dann in ihrer neuen Form.“ So auch im Leuchtkasten „Empty Frame“, der motivisch auf einen legendären und noch ungeklärten Kunstraub 1990 im Isabella Stewart Gardner Art Museum hinweist und eigens für die Ausstellung in der Hochschulgalerie geschaffen wurde. (Bis 2. Februar, Hochschule für Bildende Künste, Johannes Selenka-Platz, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 13 – 18 Uhr)