Regine Nahrwold am 6. März 2018
Tanzstück „Angsthase Pfeffernase“ im Haus III des Staatstheaters
Foto: Bettina Stoess
„Angsthase Pfeffernase, morgen kommt der Osterhase!“ skandierten wir früher als Kinder schadenfroh, wenn ein Spielkamerad sich etwas nicht traute. Jetzt erobert „Angsthase Pfeffernase“ die Bretter, die die Welt bedeuten – im gleichnamigen Tanzstück von Teresa Rotemberg, das am Samstag im Haus Drei des Staatstheaters Braunschweig seine Uraufführung erlebte.
Die Bühne: ein karger, schwarzer Raum, nur von zwei bizarren „Steinen“ aus Schaumstoff und einem Lichtfeld in wechselnden Farben im Hintergrund akzentuiert (Esther Criado Valladares, auch Kostüme). Zu rhythmischer Musik (Tanja Müller) tollen drei junge Tänzerinnen und Tänzer (Murat Alkan, Anna Degen, Giulia Nicoletti) umher. Die drei haben viel Spaß an ihren Spielen, mal harmonisch, mal kämpferisch, zu zwei, zu dritt oder auch allein. Was lässt sich zum Beispiel mit so einem Stein nicht alles anstellen: ihn hochstemmen und schleppen, ihn treten, schubsen, rollen bis schließlich der Fuß daruntersteckt – aua! Doch immer wieder funkt der alte Affe Angst dazwischen: Zittern, Zagen und Gänsehaut bilden gleichsam das Rondothema in dem munteren Treiben. Manchmal ganz grundlos, aber dann wieder gibt es wirklich was zum Fürchten: Wälzt sich da nicht eine riesige Raupe, gar ein Lindwurm, bedrohlich heran? Nichts wie weg! Doch dann: stehen bleiben, sich vorsichtig heranpirschen, und sieh an: Man kann den Unhold anstupsen, drüberhopsen, sich drauflegen, ihn über sich hinweg krabbeln lassen bis, ja bis er einen am Ende doch verschlingt. Gruselig auch das mit schwarzen Stacheln bewehrte Monster, das zunächst nur seinen Schatten sehen lässt und dann selbst in einer Nebelwolke erscheint. Ein Kopf mit Hut und der dazugehörige Körper tanzen getrennt voneinander, bevor sie sich schließlich vereinen. Zwei Wesen, die ihre langen Hörner in den Händen halten und Murat damit einfangen, werden am Ende mit vereinten Atemzügen der kleinen Zuschauer von der Bühne gepustet.
Eine Publikumsbefragung nach dem Lieblingsspiel ergibt: Verstecken, und dabei kommen lautstarke Hinweise der Kinder und eines mitgebrachten Plüsch-Murmeltieres dem Suchenden zu Hilfe. Murat entpuppt sich als der größte Feigling: Sein wildes Schlottern, Zappeln und Zucken quittieren die Kleinen mit schallendem Gelächter. Aber auch die forsche Anna kriegt noch ihr Fett weg…
Eine ausdrucksstarke Choreografie, fantasievolle Kostüme, viele tolle Einfälle und nicht zuletzt die tänzerische und spielerische Leistung der drei Absolventen der Zürcher Hochschule der Künste und der Folkwang Universität Essen machen „Angsthase Pfeffernase“ zu einem Vergnügen für Kinder, Erwachsene und alle Fans des modernen Tanztheaters. Die Inszenierung ist eine Initiative des Staatstheaters Braunschweig zur strukturellen Förderung Junger Tänzer und des Jungen Tanzes.