Regine Nahrwold am 18. Mai 2019
Ausstellung und Verleihung des Frauenförderpreises „Bruni“ im Foyer Centro
E. A. Dieter (2. Preis), L. Schnäbele (3. Preis), L. H. M. Guzmán (1. Preis)
Bruni springt. In einem kühnen Bocksprung setzt die schlanke Gestalt mit den langen Armen und Beinen und einem hohen Zylinder auf dem Kopf über die (Erd?)Kugel hinweg. Die hat sie mit ihren großen Händen fest im Griff. Bruni, geschaffen vom Bildhauer Ewald Wegner, ist Figur gewordener Ansporn für Künstlerinnen, der erste Frauenförderpreis des Alternativen Kunstvereins bs.kunst, der am Sonntag im Foyer Centro erstmals verliehen wurde. Ziel der Preisvergabe ist es, Frauenkunst mit ihren gesellschaftlichen Interessen im öffentlichen Raum sichtbar zu machen. Unter und hinter sich lässt Bruni auch Ansichten wie diese: „So viel indessen ist wahr, dass es allemal besser ist, mutig drauflos zu gehen als bedächtig, denn das Glück ist ein Weib, und wer dasselbe unter sich bringen will, muss es schlagen und stoßen.“ Dieses Zitat des Staatsphilosophen, Politikers und Schriftsteller Niccolo Machiavelli (1469 – 1527) brachte Astrid Brandt, die erste Vorsitzende des Vereins, zu Anfang ihrer Rede, die sie gemeinsam mit Nina Grigoriev auf die acht Bewerberinnen um den Preis hielt. Machiavelli präge die Einstellung des Mannes zur Frau bis heute, wenn auch der Machtkampf inzwischen subtiler geworden sei. „Wo stehen wir Frauen jetzt?“ lautete die Fragestellung des Wettbewerb, Unterthema: „Und trotzdem – Kunst“. Eine Jury beurteilte die eingereichten Arbeiten, die alle im Foyer Centro ausgestellt sind, nach drei Kriterien: Wurde die Frage beantwortet? Ist die Bildaussage verständlich? Hat die Arbeit künstlerische Qualität? Den 3. Preis, ein vor Ort angefertigtes Portrait, eine Schnellzeichnung von Ferdinand Georg, gewann Lexi Schnäbele für eine Fotoserie, die sich mit modernen Konstruktionen von Geschlechterrollen befasst.
Arbeit von E. A. Dieter (2. Preis)
Den 2. Preis, eine Originalgraphik von Nora Schumann, holte sich Elke Almut Dieter für ihre kraftvollen, farbenfrohen Bildfiguren, die das gängige weibliche Schönheitsideal gewitzt konterkarieren. Mit der „Bruni“ schließlich wurde die aus Kolumbien stammende Malerin Luz Helena Marin Guzmán (geb. 1980) geehrt. Sie absolvierte in Bogotá eine Ausbildung zur Gemälderestauratorin, die sie in Rom mit dem Master abschloss. Zehn Jahre lebte sie in Italien, bevor sie nach Deutschland kam, zuerst nach Wolfsburg, und, vor erst zwei Monaten, nach Braunschweig. Ihre realistisch gemalten Bilder indigener Frauen, die surrealistisch verfremdet und rätselhaft verdüstert sind, begreift sie „als Spiegel meiner selbst und meiner Herkunft, als meinen Blick auf die Welt“. Auch sagt Guzmán: „Ich habe mich der Kunst verschrieben, weil ich damit Mauern aller Art, kulturelle, soziale, politische, wirtschaftliche usw. durchdringen kann.“ Möge Bruni die Künstlerin dabei inspirieren und unterstützen!
Einen Publikumspreis bekam die Fotografin Angelika Soluk (ehemals Stück), die drei eindrucksvolle Aufnahmen von verlassenen Hotelzimmern eingereicht hat. (Bis 10. Juni, Foyer Centro, Ernst Amme-Straße 24, Öffnungszeiten: täglich 9-20 Uhr.