Regine Nahrwold am 8. Juni 2019
Zweigstelle „Hinter Aegidien“ des BLM: Zweiter Sanierungsabschnitt beginnt
Pressetermin im Garten Hinter Aegidien, einer Zweigstelle des Braunschweigischen Landesmuseums. Direktorin Dr. Heike Pöppelmann schwärmt: „Hier herrscht so eine schöne, meditative Atmosphäre, dieser Ort ist eine wahre Insel des Rückzugs! Und als solchen wollen wir ihn stärken.“ Seit ihrem Amtsantritt 2012 engagiert sie sich zusammen mit Karoline Bratmann vom Staatlichen Baumanagement Braunschweig für die Sanierung des gesamten Gebäudekomplexes – ein dickes Brett, das die beiden Frauen mit langem Atem bohren. Als 1906 der Chor des abgerissenen Paulinerklosters an den Ostteil des ehemaligen Benediktinerklosters angefügt wurde, „entstand hier ein Stück Mittelalter, so, wie man es sich im Historismus eben vorstellte – ein Ensemble, wie es nur unter einem Museumsdach gedeihen kann“, so Pöppelmann. Ohne den Charakter des 19. Jahrhunderts zu verlieren, soll es Stück für Stück für das 21. Jahrhundert erschlossen werden. Am Pfingstmontag schließt darum die Zweigstelle Hinter Aegidien voraussichtlich bis zum Herbst 2021. Es beginnt der zweite Sanierungsabschnitt mit Fokus auf die Außenhülle des früheren Klosters und das Dormitorium im oberen Geschoss. „Wir gehen sehr behutsam vor“, erklärt Markus Loschinsky von Dr. Krekeler Architekten und Gesamtplaner, dem Partner des Staatlichen Baumanagement. „So sollen Verschmutzungen an den Außenwänden beseitigt werden, ohne die historische Patina zu beschädigen.“ Loschinsky hat sich auch intensiv mit der Zaunanlage des Grundstücks beschäftigt, die ebenfalls 1906…
… hierher versetzt wurde, und entdeckt, dass die ältesten Teile bereits aus dem 16. Jahrhundert stammen. Allein auf ihre denkmalgerechte Instandsetzung entfallen 1,6 von den insgesamt 2,1 Millionen für die Maßnahme.
Das Dormitorium soll einen barrierefreien Zugang erhalten, Brandschutzmaßnahmen müssen getroffen werden. Im Inneren sollen die gedrechselten Kopfbänder am das Dach tragenden Sprengwerk wieder freigelegt werden, ebenso das zweite, zur Zeit vermauerte dreieckige Glasfenster. Die fehlenden Teile der farbigen Fenster – das größte mit den Wappen der Fürstentümer des Hauses Braunschweig-Lünebug – sind heute knallweiß verglast. Hier soll getöntes Glas eingesetzt werden, damit trotz der „Löcher“ ein harmonischer Farbeindruck gewahrt bleibt. Die Ausmalung des Gewölbes wird nicht komplett freigelegt, aber durch „Befundfenster“ einsehbar sein.
Interessierte können am Pfingstsonntag noch einmal das Kloster St. Aegidien und das Jüdische Museum besichtigen. Dr. Heike Pöppelman führt um 14 Uhr zur ungewöhnlichen Architektur des Ortes, Dr. Lea Weik gibt ab 15 Uhr Einblicke in die Judaica-Sammlung.