Regine Nahrwold am 7. August 2019
Konzert: „Musikalische Illustrationen zum Klaidungsbuechlin“ im Herzog Anton Ulrich-Museum
Götz van Ooyen, Antje Siefert, Sybille Hempel-Abromeit
„Und wer Freude findet an der Lieder Schallen, lässt das Gold, das schnöde in die Hölle fallen!“ Auch Antonin Dvořaks Lied „In dem weiten, breiten, luft’gen Leinenkleide“, aus dem dieser Vers stammt, erklang am Sonntag auf einer festlichen Matinée mit Liedern und Texten im Herzog Anton Ulrich-Museum, zur Finissage der prächtigen Ausstellung „Dressed for Success“. Deren Dreh- und Angelpunkt war das einzigartige Kleidungsbuch des Augsburger Bürgers Matthäus Schwarz (1497-1574), der sich über 40 Jahre seines Lebens immer wieder in seinen extravaganten modischen Gewändern portraitieren ließ. Das schnöde Gold hätte er allerdings wohl kaum in die Hölle fallen lassen, denn er brauchte es, um seinen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren. Und als Hauptbuchhalter beim damals reichsten Geschäftsmann Europas, Jakob Fugger, verdiente er sehr gut. Doch an der Matinée mit „musikalischen Illustrationen zum klaidungsbuechlin“ hätte wohl auch Schwarz seine Freude gehabt, war er doch nicht nur gesellschaftlich ambitioniert und modebegeistert, sondern auch musikalisch, spielte sogar selbst die Laute.
Kaum zu glauben, welche Vielfalt an Liedern die Musikerinnen Antje Siefert (Mezzosopran) und Sybille Hempel-Abromeit (Klavier) mit Unterstützung der Ausstellungskuratorin Martina Minning zum Thema gefunden hatten und zu Gehör brachten! In mehreren Abschnitten zu Themen wie „Jugend, Aufbruch“, „Orte, Landschaften“, „Farben“, „Kleider, Stoffe, Hüte“ sowie „Jagen, Musizieren, Feiern“ trugen sie Lieder von Mozart und Schubert, Schumann, Brahms über Debussy und Poulenc bis zu Eisler und Weill vor. Da war „Innsbruck, ich muss dich lassen“ von Heinrich Isaac zu hören (Text Kaiser Maximilian I. zugeschrieben), Mozarts „Die betrogne Welt“ und Schuberts „Mit dem grünen Lautenbande“. In mancherlei Varianten wurde die Liebe besungen, ebenso die Stadt Venedig, Panflöte und Quellnymphen, ein Fleck auf einem teuren Tuch, damastene Rosen und ein Herz, geformt wie eine Erdbeere. Und was bekam des Soldaten Weib (Brecht/Weill)? Topmodisches aus allen besetzten europäischen Hauptstädten, doch aus dem weiten Russenland den Witwenschleier. Zu jedem Themenblock las außerdem der Schauspieler Götz van Ooyen passende Textminiaturen, von Matthäus Schwarz selbst, aus dem Ausstellungskatalog und anderen Quellen. Eine maßgeschneiderte musikalisch-literarische Veranstaltung, ebenso fein komponiert wie die Ausstellung, die mit ihr verabschiedet wurde.