Regine Nahrwold am 23. Oktober 2019:
Ausstellungen „Frauke Dannert“ und „Multiple Exposure“ im Museum für Photographie Braunschweig
Frauke Dannert, Installation (Teppichintarsie, Wandmalerei und Collagen), 2019, Foto: Frauke Dannert
Der linke Raum im südlichen Torhaus des Museums für Photographie ist fast nicht wiederzuerkennen. Große weiße Formen, aus Teppichboden geschnitten, laufen über den Boden, werden länger und länger wie ein heller, der Lichtquelle vorauseilender Schatten, klettern die Rückwand hinauf und vereinigen sich mit den Balken und Neonröhren unter der Decke. Der rechte Winkel, in dem Wände und Decke zusammenstoßen, ist in diesem dynamischen Ansturm kaum mehr auszumachen, alles geht fließend ineinander über. An den Wänden des Raumes sind sehr sparsam einige Collagen gehängt, deren Elemente aus Scans von Blättern geschnitten und zu neuen vegetabilen Formen und Strukturen zusammengefügt wurden. Diese Formen und Strukturen scheinen von dort aus in den Raum hineingewuchert und -gewachsen zu sein.
Frauke Dannert, Splitter, 2016, Papiercollage, 32,7 x 23,7 cm | Courtesy Galerie Rupert Pfab, Düsseldorf
Geschaffen hat diese Installation Frauke Dannert, die von 2017-2019 Dorothea Erxleben-Stipendiatin und -Lehrbeauftragte an der HBK Braunschweig war. Dannert, 1979 in Herdecke geboren, lebt und arbeitet in Köln. Ihre Ausbildung begann sie 2001 mit dem Studium der Malerei an der Kunstakademie Münster, das sie aber nicht befriedigte. 2004 wechselte sie an die Kunstakademie Düsseldorf, in die Klasse von Prof. Thomas Grünfeld, wo sie endlich fand, was sie suchte: einen medien- und gattungsübergreifenden künstlerischen Ansatz. 2011 machte Dannert ihren Master of Fine Arts am renommierten Goldsmiths College in London.
Die Collage ist das Prinzip ihrer künstlerischen Arbeit, sie setzt Collagen, fotografische Arbeiten, Projektionen, Wandmalerei und Bodenarbeiten in ortsbezogenen Installationen zueinander in Beziehung. Im Museum für Photographie zeigt sie nun erstmals auch ein filmisches Werk.